FORUM MUSIK FESTIVALS

Bewäl­ti­gung der Krise und Zukunftssicherung

 

Sehr geehr­te Frau Bun­des­kanz­le­rin, sehr geehr­te Minister*innen des Bun­des­ka­bi­netts, sehr geehr­te Ministerpräsident*innen, sehr geehr­te Vor­sit­zen­de des Kul­tur­aus­schus­ses des Bun­des­ta­ges, sehr geehr­te Frau Kulturstaatsministerin!

Die Corona-Pan­de­mie hat die Kul­tur­sze­ne welt­weit in eine tiefe Krise gestürzt. Die von Bund und Län­dern ver­spro­che­ne schnel­le Hilfe kommt nicht immer bei den Adres­sa­ten an. Nach­dem Künstler*innen in exis­ten­zi­el­le Not gera­ten sind, droht nun auch der Ver­an­stal­ter­bran­che ein Kahl­schlag. Zusätz­lich erschwe­ren unter­schied­li­che Maß­ga­ben in den ein­zel­nen Bun­des­län­dern die Arbeit.

40 Fes­ti­vals aus ganz Deutsch­land stel­len, stell­ver­tre­tend für Hun­der­te wei­te­re, fest:

  1. Musik­fes­ti­vals sind ein unver­zicht­ba­rer Teil des mensch­li­chen Zusam­men- und Kul­tur­le­bens. Gemein­sam und gleich­ran­gig mit Kon­zert- und Opern­häu­sern, Orches­tern und Chören gestal­ten sie das welt­weit bewun­der­te „Musik­land Deutschland“.
  2. Musik­fes­ti­vals brin­gen Kultur auch und vor allem in den länd­li­chen Raum. Sie ermög­li­chen damit auch brei­te­ren Publi­kums­krei­sen als in den großen Städ­ten die Begeg­nung mit hoch­wer­ti­gen musi­ka­li­schen Live-Erleb­nis­sen. Wer jetzt Fes­ti­vals und Künst­ler ster­ben lässt, wird morgen mit kul­tu­rell ver­wais­ten Land­stri­chen bestraft.
  3. Rund 600 Musik­fes­ti­vals mit inter­na­tio­na­ler Aus­strah­lung in ganz Deutsch­land sind ein bedeu­ten­der Wirt­schafts­fak­tor mit ins­ge­samt etwa 400 Mil­lio­nen € Gesamt­um­satz und einer viel­fa­chen Wertschöpfung.

Wir for­dern konkret:

  1. Klare Spra­che in den Verfügungen!

In der Krise muss die Poli­tik dif­fe­ren­zie­ren und darf die Viel­zahl der Kul­tur­in­sti­tu­tio­nen und Ver­an­stal­ter nicht in einen Topf werfen! Klare und ein­heit­li­che Rege­lun­gen müssen sein. Was ist „Höhere Gewalt“? Was ist eine „Groß­ver­an­stal­tung“? Wer defi­niert rechts­si­cher das Andau­ern einer Pan­de­mie? Mit früh­zei­ti­gen und lang­fris­ti­gen Ver­fü­gun­gen können wir besser arbei­ten als mit einer anhal­ten­den Unsi­cher­heit und nebu­lö­sen All­ge­mein­plät­zen. Es kann nicht sein, dass Festivalmacher*innen mit der Ent­schei­dung zur Absage allein gelas­sen werden und sich in nicht zu bezif­fern­de Haf­tungs­ri­si­ken begeben.

 

  1. Gleich­be­hand­lung von Kultur mit Sport, Reli­gi­ons­ge­mein­schaf­ten und Wirtschaft!

Stren­ge Hygie­ne- und Abstands­re­geln können auch bei Kul­tur­ver­an­stal­tun­gen umge­setzt werden. Kultur besteht nicht nur aus Groß­ver­an­stal­tun­gen. Es gibt aus­rei­chend Reper­toire für varia­ble Beset­zun­gen und viel Krea­ti­vi­tät für alter­na­ti­ve For­ma­te. Kul­tur­in­sti­tu­tio­nen und Künstler*innen können auf diese Weise Ver­lus­te mindern.

 

  1. Pla­nungs­si­cher­heit für die nahe Zukunft!

Festivalmacher*innen mit Ver­an­stal­tun­gen in den kom­men­den Mona­ten müssen täg­lich zwi­schen pro­fes­sio­nel­ler Vor­be­rei­tung für eine erfolg­rei­che Durch­füh­rung und den Risi­ken einer dro­hen­den Absage abwä­gen. Hier braucht es schnell ver­läss­li­che Kri­te­ri­en und klare Rah­men­be­din­gun­gen in Bezug auf die zukünf­ti­ge Zuwen­dungs­fä­hig­keit der Kosten.

Bei vielen Fes­ti­vals stehen dar­über hinaus Ver­hand­lun­gen über öffent­li­che Mittel des nächs­ten Jahres an. Wir for­dern eine mög­lichst pau­scha­le Anset­zung und Bewil­li­gung der durch­schnitt­li­chen Zuwen­dun­gen der ver­gan­ge­nen drei Fes­ti­val­aus­ga­ben. Die Finan­zie­rung von Fes­ti­vals darf nicht unter „Frei­wil­li­ge Leis­tun­gen“ sub­su­miert werden.

 

  1. Faire Behand­lung für alle Festivals!

Die Krise trifft die Fes­ti­vals zu unter­schied­li­chen Zeit­punk­ten. Es darf kein Wett­ren­nen um Ret­tungs­fonds geben. Auch Fes­ti­vals im wei­te­ren Ver­lauf des Jahres leiden unter Pla­nungs­un­si­cher­heit. Ein­tritts­gel­der, Spen­den und Spon­so­ring gehen massiv zurück. „First come, First served“ darf kein Grund­satz öffent­li­cher Kul­tur­för­de­rung sein.

 

  1. Hilfe für die Essenz aller Fes­ti­vals: die Künstler*innen!

Es sind vor allem frei­be­ruf­li­che Künstler*innen und freie Ensem­bles, die unsere Fes­ti­vals zum Strah­len brin­gen. Die Schä­den gehen aktu­ell ein­sei­tig zu Lasten dieser Künstler*innen. Wir for­dern, dass auf allen Ebenen Aus­fall­ho­no­ra­re sowie bereits ent­stan­de­ner Auf­wand für Vor­be­rei­tung und Rei­se­kos­ten als zuwen­dungs­fä­hig aner­kannt und damit auch aus­ge­zahlt werden können. Im Ide­al­fall gibt es ein ein­heit­li­ches Ver­fah­ren auf den Ebenen Europa, Bund, Land, Kom­mu­nen und Land­krei­sen. Exter­ne Berater*innen warnen der­zeit vor der Gefahr, bei Zah­lung ohne ver­ein­bar­te Leis­tung die Gemein­nüt­zig­keit zu ver­lie­ren. Dazu darf es nicht kommen.

 

  1. Bewil­li­gungs­zeit­räu­me bis Ende 2021 verlängern!

Den Umfang der Schä­den zu ermit­teln ist eine kom­ple­xe Rechen­auf­ga­be. Dazu benö­ti­gen wir Zeit. Oft arbei­ten wir nur in klei­nen Teams und sind der­zeit ohne­hin mit der Bewäl­ti­gung der Krise (Ticket­rück­erstat­tung etc.) stark gefor­dert. Die Abwä­gung zwi­schen Ver­schie­bung und Absage bedarf einer behut­sa­men und über­leg­ten Pla­nung. Wir for­dern die pau­scha­le Ver­län­ge­rung der Pro­jekt- und Abrech­nungs­zeit­räu­me für alle öffent­li­chen Mittel bis zum 31.12.2021.

 

Dar­über hinaus for­dern wir:

 

Ein­heit­li­che Regeln schaffen

Rege­lun­gen für ein­zel­ne Bun­des­län­der grei­fen zu kurz und sind nicht ver­mit­tel­bar. Unsere Künstler*innen kommen aus vielen Län­dern und Regio­nen Euro­pas. Groß denken! Euro­pä­isch denken! In jedem Fall muss der Bund mit klaren Aus­sa­gen vor­an­ge­hen. Momen­tan wartet ein För­de­rer auf den anderen.

 

Finan­zie­rung vereinfachen

Musik­fes­ti­vals sind zu großen Teilen privat und mit viel ehren­amt­li­chem Enga­ge­ment orga­ni­siert und finan­ziert. Staat­li­che und kom­mu­na­le Stel­len betei­li­gen sich auf Antrag mit Zuwen­dun­gen. Die Antrags­ver­fah­ren müssen ver­ein­facht und als Fest­be­trags­fi­nan­zie­rung aus­ge­führt werden. Spen­den und Spon­so­ring von pri­va­ter Seite müssen gerade jetzt noch attrak­ti­ver gemacht werden, damit unsere Unter­stüt­zer für ihr per­sön­li­ches Enga­ge­ment in der Krise belohnt werden.

 

Rück­la­gen und Zukunftssicherung

Ein­ge­nom­me­ne Mittel müssen auf das Fol­ge­jahr über­trag­bar sein. Auch gemein­nüt­zi­ge Träger müssen Rück­la­gen bilden dürfen.

 

Faire Behand­lung unse­res Publi­kums und der Künstler*innen

Künstler*innen sind keine Dienst­leis­ter, son­dern Part­ner. Wenn Zuschauer*innen den Gegen­wert ihrer Tickets spen­den, haben sie dabei nicht die Ent­las­tung öffent­li­cher Haus­hal­te im Sinn. Wer Spen­den von Ticket­kun­den annimmt, muss das Geld auch den Künstler*innen zukom­men lassen dürfen.

 

Zukünf­ti­ge Lastenverteilung

Wir müssen uns bereits jetzt auf eine zukünf­ti­ge, soli­da­ri­sche Las­ten­ver­tei­lung verständigen.

Die aktu­el­le Krise darf die deut­sche Kul­tur­land­schaft nicht weiter beschädigen.

Wir sind gerne bereit, gemein­sam mit Ihnen Lösun­gen für die Zukunft zu finden.

Spre­chen Sie uns an!

 

Erstunterzeichner*innen:

  1. Köthe­ner Bach­fest­ta­ge – Fol­kert Uhde – Intendant
  2. Stif­tung Händel-Haus / Händel-Fest­spie­le Halle (Saale) – Cle­mens Birn­baum – Direk­tor Stif­tung Händel-Haus / Inten­dant Händel-Fest­spie­le Halle (Saale)
  3. Musik­fest­spie­le Pots­dam Sans­sou­ci – Doro­thee Ober­lin­ger – Intendantin
  4. Inter­na­tio­na­le Händel-Fest­spie­le Göt­tin­gen – Tobias Wolff – Geschäfts­füh­ren­der Intendant
  5. Musik­fest ION – Moritz Pusch­ke – Künst­le­ri­scher Leiter
  6. Impuls-Fes­ti­val für Neue Musik Sach­sen-Anhalt – Hans Rotman – Intendant
  7. Hof­mu­sik Fes­ti­val – Martin Kall­nisch­kies – Geschäftsführer
  8. zamus – Zen­trum für Alte Musik / KGAM e.V. – Méla­nie Fro­eh­ly – Geschäftsführung
  9. Stein­way-Fes­ti­val Wolfs­ha­gen im Harz – Noah Vin­zens – Künst­le­ri­scher Leiter
  10. Hein­rich Schütz Musik­fest – Dr. Chris­ti­na Sieg­fried – Intendantin
  11. Kis­sin­ger Sommer – Dr. Tilman Schlömp – Intendant
  12. Lan­gen­berg Fes­ti­val – Nina Reddig – Gesamtleitung
  13. Bach­wo­che Ans­bach – Dr. Andre­as Bomba – Geschäfts­füh­rer und Intendant
  14. Braun­la­ger Mai­kon­zer­te – Kaja Engel – Festivalleiterin
  15. Schles­wig-Hol­stein Musik Fes­ti­val – Dr. Chris­ti­an Kuhnt – Intendant
  16. Kam­mer­oper Köln / Musik­pick­nick – Esther Hils­berg-Schaar­mann – Intendantin
  17. Fest­spie­le Meck­len­burg-Vor­pom­mern – Toni Berndt – Kauf­män­ni­scher Direktor
  18. Kas­se­ler Musik­ta­ge – Olaf A. Schmitt – Künst­le­ri­scher Leiter
  19. Som­mer­li­che Musik­ta­ge Hitzacker – Dr. Chris­ti­an Strehk – Vorstandsvorsitzender
  20. Thü­rin­ger Bach­wo­chen – Chris­toph Dre­scher – Festivalleitung
  21. Köthe­ner Herbst – Dr. Andre­as Glöck­ner – Künst­le­ri­scher Leiter
  22. Lud­wigs­bur­ger Schloss­fest­spie­le – Jochen Sandig – Intendant
  23. Mozart­fest Würz­burg – Evelyn Mei­ning – Intendantin
  24. Inter­na­tio­na­les Musik­fes­ti­val Koblenz – Bene­dict Klöck­ner – Künst­le­ri­scher Leiter
  25. Musik­fest Eich­stätt. Alte Musik neu ent­de­cken – Heidi Gröger – Künst­le­ri­sche Leitung.
  26. SPAM – Span­dau macht Alte Musik – Johan­nes Weiss – Künst­le­ri­scher Leiter
  27. Fes­ti­val Alte Musik Knecht­s­teden – Micha­el Rath­mann – Festivalmanagement
  28. Inter­na­tio­na­le Musik­fest­spie­le Weil­bur­ger Schloss­kon­zer­te – Ste­phan Schre­cken­ber­ger ‑Inten­dant
  29. Tanz-Kultur-Woche Göt­tin­gen – Judith Kara – Künst­le­ri­sche Leitung
  30. Bach­fest Leip­zig – Prof. Dr. Micha­el Maul – Intendant
  31. Kla­vier-Fes­ti­val Ruhr – Birgit Glasow-Carl – Künst­le­ri­sche Direktorin
  32. Fes­ti­val für Vokal­mu­sik „a cap­pel­la“ Leip­zig / Som­mer­tö­ne-Fes­ti­val – Tobias Rosen­thal – Organisation
  33. Arbeits­kreis Kultur im Kreis Göt­tin­gen – S. Kar­nehm-Wolf, G. Jess, H. Stock – Organisationsteam
  34. Tobias Schar­fen­ber­ger – Geschäfts­füh­ren­der Inten­dant – Mosel Musik­fes­ti­val gGmbH
  35. Lui­sen­burg-Fest­spie­le Wun­sie­del – Harald Benz – Kauf­män­ni­scher Theaterleiter
  36. Mag­de­bur­ger Tele­mann-Fest­ta­ge – Dr. Cars­ten Lange – Leiter
  37. Musik­fest Bremen – Thomas Albert – Intendant
  38. Opern­fest­spie­le Hei­den­heim – Marcus Bosch – Künst­le­ri­scher Direktor
  39. Gan­ders­hei­mer Dom­fest­spie­le – Achim Lenz – Intendant
  40. Bran­den­bur­ger Fest­spie­le – Manuel Deng­ler – Intendant

 

 

Absen­der:

FORUM MUSIK FESTIVALS

c/o Int. Händel-Fest­spie­le Göttingen

Tobias Wolff – Geschäfts­füh­ren­der Intendant

Hain­holz­weg 3

D- 37085 Göttingen

Mail: twolff@haendel-festspiele.de

 

Ansprechpartner*in für Medienanfragen:

Ophe­li­as Cul­tu­re PR

Frau Ulrike Wilckens

Johan­nis­platz 3a

81667 Mün­chen

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Tel: +49 (0)89 67 97 10 50