Archives: Komponisten
Guillaume Connesson
Guillaume Connesson, geboren 1970, gehört schon jetzt zu den spannendsten Komponisten seiner Generation in Frankreich. Er beherrscht das Orchestrieren perfekt – eine Fähigkeit, die ihm sowohl die Sympathien des Publikums als auch der Orchester einbringt. Im Jahr 1998 gewann er den Cardin-Preis für Supernova, 1999 folgte der begehrte Nadia-Boulanger-Preis, 2000 dann der SACEM-Award. Seine großen Orchesterkompositionen wurden 2005 vom Scottish National Orchestra auf CD eingespielt. Neben seiner Komponistentätigkeit unterrichtet Connesson zudem das Fach Orchestrieren an der National Conservatory.
2010 war Guillaume Connesson composer in residence des IMPULS-Festivals.
www.guillaumeconnesson.com
https://www.facebook.com/guillaume.connesson?fref=ts
Foto: Marie-Sophie Leturcq
Claude Debussy
Debussy (1862-1918) studierte Klavier, u.a. bei Antoine Francois Marmontel, und Komposition, u.a. bei Ernest Guiraud (*1837, 1892) und César Franck, und gewann 1884 den Rom-Preis. Nach einem zweijährigen Rom-Aufenthalt ließ er sich in Paris nieder, unternahm jedoch mehrere
Reisen (u.a. nach Bayreuth, London, Italien, Russland, in die Niederlande). Debussy war auch als Pianist und Dirigent sowie als Bearbeiter von Werken anderer Komponisten tätig und verfasste zahlreiche Aufsätze und Kritiken.
In Debussys Schaffen kündigt sich der Übergang von der Musik des 19. Jahrhunderts zu den erweiterten Ausdrucksformen der Neuen Musik an. Das Frühwerk steht noch vorwiegend in der Nachfolge der französischen Musik der zweiten Hälfte des 19.Jh. (Alexis Emanuel Chabrier, Léo Delibes, Gabriel Fauré, Charles Gounod, Jules Massenet, Édouard Lalo) sowie Robert Schumanns und Frédéric Chopins. In der Harmonik ist der Einfluss Richard Wagners wirksam. Eine in Anlehnung an den Symbolismus in der Literatur und den Impressionismus in der Malerei als „impressionistisch“ bezeichnete Tonsprache bildete sich in der folgenden Phase (1889-1903)
heraus. Unter dem Eindruck der russischen (Aleksandr Borodin, Modest Mussorgskij) und der fernöstlichen (durch die Pariser Weltausstellung 1889 vermittelten) Musik entwickelte Debussy eine neuartige musikalische Sprache. Indem er von der Haltung abrückt, dass die
Musik Ausdruck gedanklicher Entwürfe sei, hebt er sich deutlich von der Romantik, speziell der Kunst Wagners, ab. In der anschließenden mittleren Schaffensperiode (beginnend um 1903) werden die formalen Konturen, besonders in der Herausarbeitung der melodischen Linien und einer geschärften Rhythmik, stärker betont. Diese Tendenz setzt sich auch in Debussys späten Werken (ab 1911/12) fort. Während insgesamt eine Hinwendung zu einer neuen Klassizität erkennbar ist, vereinen die späteren Kompositionen Debussys unterschiedliche Gestaltungsmittel wie Parodie, Stilformen des Jazz und expressionistische Ausdrucksmomente.
Olivier Messiaen
Der in Avignon und Nantes aufgewachsene Oliver Messiaen (1908-1992) gilt bis heute als einer der bedeutendsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Beeinflusst von Katholizismus, der väterlichen Leidenschaft für Shakespeare und der Schriftstellerei der Mutter, erhielt Messiaen von 1919 bis 1930 eine umfassende musikalische Ausbildung am Pariser Konservatorium. Anschließend nahm er ein Engagement als Organist in Paris an feierte in den 30er Jahren seine ersten öffentlichen Erfolge als Komponist. Mit dem Ziel der Verbreitung moderner französischer Musik gründete Messiaen 1936 zusammen mit Yves Baudrier, André Jolivet und Jean Yes Daniel-Lesur die Gruppe ‘La Jeune France’. Darüber hinaus lehrt er ab 1942 als Professor am Pariser Konservatorium. Neben der Lehre, die für Messiaen zu Lebzeiten immer eine wichtige Rolle spielte, widmet er sich in den folgenden Jahren verstärkt der Komposition. Inspiriert vom Studium der Zahlenmystik, Vogelstimmen, den Klangwelten fremder Kulturen und besonders der eigenen religiösen Überzeugung, entstehen Werke für Orchester, Kammermusik, die Oper ‘Saint Francois d’Assise’ und seine Werke für Klavier und Orgel ‘La Native du Seigneur’ (1936) und ‘Catalogue d’Oiseaux’ (1956-1975).
Foto: Harcourt
Antonis Anissegos
ANTONIS ANISSEGOS, geboren 1970 in Thessaloniki, ist ein griechischer Komponist und Pianist. Anissegos, der bereits im Alter von sieben Jahren begann Klavier zu spielen, studierte Komposition am Staatlichen Konservatorium von Thessaloniki, an der Franz-Liszt-Akademie in Budapest, an der Wiener Musikschule und an der Musikhochschule Köln bei Krzysztof Meyer sowie Jazzklavier bei John Taylor. 2002 schloss er zudem ein Studium bei Walter Zimmermann an der Universität der Künste Berlin ab. Mit seiner Kammeroper „Hundeherz” gewann Anissegos im Jahr 2000 den den ersten Preis des Berliner Opernpreises. 2002 folgte der Kompositionspreis des Berliner Senats für sein Stück „Stirrings Still”.
Seit 2006 tritt er mit der Butoh-Tänzerin Yuko Kaseki als Duo KAYA auf.
Anissegos’ Kompositionen für Kammerensemble, Orchester und Theater werden europaweit aufgeführt (u. a. Ensemble Modern, Ensemble Piandaemonium, Ensemble Mosaik, Ensemble Cornucopia, Ensemble DissonArt, Staatliches Orchester von Thessaloniki, Farbenorchester in Athen, Junge Philharmonie Thüringen). Er selbst wirkt in diversen Projekten mit, u.a. Trio IAMA, Lynx, Grix u.v.m. und betreut seit 2006 einen Improvisationsworkshop in Agios Lavrentios, Griechenland. Als Pianist und Komponist arbeitet Anissegos in Europa und ist Mitglied der Ensembles Euopean Music Project und des Ensemble Junge Musik.
Alvin Lucier
Alvin Lucier Der 1931 in New Hampshire geborene Komponist und Klangkünstler studierte in Yale und Brandeis Komposition und nahm an den Sommerfestivals in Tanglewood teil. Als Fulbright-Stipendiat in Venedig und Rom, wo er die aktuellen Entwicklungen in der Neuen Musik kennenlernte. Mit dem von ihm geleiteten Kammerchor der Universität Brandeis legte er den Schwerpunkt auf Neue Musik. 1965 experimentierte Lucier auf Anregung des Physikers Edmond Dewan mit tieffrequenten Gehirnwellen als musikalischem Material und schrieb dafür das Stück Music for Solo Performer. John Cage, der von Lucier zu einem Konzert im Rose Arts Museum der Universität eingeladen worden war, forderte ihn auf, selbst ein Werk beizusteuern und assistierte bei der Uraufführung des Stückes. Lucier selbst betrachtet Music for Solo Performer als den Beginn seiner Arbeit als eigenständiger Komponist. 1966 gründete er mit Ashley, Mumma und David Behrman die Sonic Arts Union, ein Komponistenkollektiv, das bis 1976 gemeinsam tourte und Konzerte v.a. im Bereich der Live-Elektronik gab. Von 1970 bis 2010 lehrte er als John Spencer Camp Professor of Music an der Wesleyan University.
Neben Aktivitäten in den USA gibt Lucier Konzerte, Lesungen und Performances in aller Welt. So etwa 1988 in Japan, 1990–1991 beim DAAD Künstler Programm in Berlin, 1992 in Indien und Finnland.
Lucier erforscht in seinen Arbeiten das Wesen und die Wirkung von Akustik und Klang. Er macht dabei eine Gratwanderung zwischen Kunst-Performance, Komposition und Wissenschaft.
Eres Holz
Eres Holz wurde 1977 in Rechovot in Israel geboren und studierte zunächst Komposition bei Ruben Seroussi an der Buchmann-Mehta School of Music, dem folgten Diplom- und Masterstudium der Komposition bei Hanspeter Kyburz und Computer-Musik bei Wolfgang Heiniger an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin.
Holz’ Werke wurden in Deutschland und International in verschiedenen Festivals und Konzertreihen aufgeführt u.a. Ultraschall, Ars Nova, Forum neuer Musik, Klangwerkstatt, ZKM, Unerhörte Musik, Randspiele, Tonlagen, Schwere Reiter, ZeitGenuss, Akademie der Künste, Brücken, Podium Worpswede e.V., Staatsoper im Schiller Theater Berlin, Theater und Musik in Ahrensburg e.V., Totally-Trumpet und Tagliot.
Musik des mehrfach preisgekrönten Komponisten erklang zudem u.a. im Deutschlandfunk, Deutschlandradio, SWR2, Hessischen Rundfunk und Kol Ha Musica.
Seit 2008 ist Holz auch im musikpädagogischen Bereich tätig, so als Dozent im Fach algorithmische Komposition an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin sowie an der Universität der Künste Berlin.
2011-2012 war er künstlerischer Leiter im Team der Kurt-Schwitters-Schule im Rahmen des musikpädagogischen Projektes ”Querklang”: Ein Kooperationsprojekt der Universität der Künste Berlin in Zusammenarbeit mit dem Festival für zeitgenössische Musik ”MaerzMusik”.
2011 trat er eine Stelle als Korrepetitor im Rahmen des Education-Programms der Berliner Philharmoniker an. Holz ist zudem Mitglied bei der Akademie Deutscher Musikautoren sowie Jurymitglied der INM (Initiative neue Musik Berlin e.V.).
Er lebt und arbeitet in Berlin.
Johannes Boris Borowski
Johannes Boris Borowski wurde 1979 in Hof geboren. Er studierte Komposition bei Hanspeter Kyburz in Berlin und Marco Stroppa in Paris sowie Musiktheorie bei Jörg Mainka in Berlin. 2007 – 2014 unterrichtete er Tonsatz, Gehörbildung, Analyse und Instrumentation an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin.
Seine Kompositionen werden im In- und Ausland gespielt, darunter von bedeutenden Ensembles und Orchestern wie dem Ensemble Intercontemporain, Ensemble Modern, International Contemporary Ensemble, Radio Sinfonieorchester Stuttgart, Chicago Symphony Orchestra, Lucerne Festival Academy Orchestra und Dirigenten wie u.a. Pierre Boulez, Susanna Mälkki, George Benjamin, Peter Eötvös und Daniel Barenboim.
Seine Werke wurden mehrfach mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Hanns-Eisler-Preis Berlin und dem Kompositionpreis der Landeshauptstadt Stuttgart. Borowski war u.a. Stipendiat an der Cité Internationale des Arts in Paris (2007), auf Schloss Wiepersdorf (2011) und Baldreit-Stipendiat in Baden-Baden (2012).
www.johannesborisborowski.de
Benjamin Britten
Benjamin Britten Der 1913 an der Ostküste Englands geborene Komponist studierte am Londoner Royal College of Music bei Arthur Benjamin, Harold Samuel und John Ireland. Während seiner Studienzeit entstand sein „offizielles“ Opus 1, die Sinfonietta für Kammerensemble, und das Phantasy Quartet für Oboe und Streichtrio; 1936 schrieb er Our Hunting Fathers, einen ehrgeizigen Liederzyklus für Sopran und Orchester. Bereits zu diesem Zeitpunkt war er in der Lage, vom Komponieren zu leben.
Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs hielt Britten sich in den USA auf. Aus dieser Zeit gingen einige wichtige Werke hervor, darunter das Orchesterwerk Sinfonia da Requiem, der Liederzyklus Les Illuminations für hohe Stimme und Streicher sowie sein Violinkonzert.
In Großbritannien begann Britten die Arbeit an dem Werk, das ihn unangefochten an die Spitze der britischen Komponisten seiner Generation erhob: die Oper Peter Grimes. The Young Person’s Guide to the Orchestra wurde ebenfalls zu einem Meilenstein der Orchesterliteratur. Britten schrieb in dieser Zeit eine ganze Reihe bedeutender Werke, darunter die Opern The Rape of Lucretia (1946), Albert Herring (1947), Billy Budd (1951), Gloriana (1953), The Turn of the Screw (1954), Noye’s Fludde (1957), A Midsummer Night’s Dream (1960), Owen Wingrave (1970–71) und Death in Venice (1971–73), sowie Nocturne für Tenor und Orchester (1958), das War Requiem (1961–62), die Cellosymphonie (1963) für Rostropowitsch und die Suite über englische Volkslieder für Orchester (1974).
Wichtig für die britische Kultur der Nachkriegszeit wurde Britten auch dadurch, dass er 1946 die English Opera Group und zwei Jahre darauf das Aldeburgh Festival gründete. Herausragendes leistete er nicht nur als Komponist, sondern auch als exzellenter Pianist. Brittens spätere Zeit war von Krankheitsanfällen überschattet, die schließlich zu einem Herzleiden wurden. Von seiner Herzoperation im Jahr 1973 erholte er sich nicht mehr; am 4. Dezember 1976 starb er, 63jährig. Einige Monate zuvor war er als erste Komponist überhaupt auf Lebenszeit in den Adelsstand erhoben worden.
Reprinted by kind permission of Boosey & Hawkes
Iannis Xenakis
Xenakis (1922-2001) wurde in einer in Rumänien lebenden griechischen Familie geboren.1932 wanderten seine Eltern mit ihm nach Griechenland aus. Er studierte von 1940 bis 1946 Ingenieurwissenschaften in Athen, engagierte sich im Widerstandskampf gegen die Nazi-Besatzung und im anschließenden Bürgerkrieg, erlitt eine schwere Gesichtsverwundung und geriet in Gefangenschaft, wurde zum Tode verurteilt, flüchtete und ging 1947 als politischer Flüchtling nach Paris. Dort studierte er Komposition bei Darius Milhaud, Arthur Honegger, Hermann Scherchen und Olivier Messiaen. Von 1948–60 wirkte er als Assistent des Architekten Le Corbusier in Paris. Xenakis ist Gründer des Centre d’Etudes de Mathématique et Automatique Musicales (CEMAMu) in Paris und des Center of Mathematical and Automated Music an der Indiana University. Er lehrte an der Universität Paris und wurde u.a. mit dem Kyoto Preis 1997 und dem Polar Music Prize 1999, dem inoffizieller Nobelpreis für Musik ausgezeichnet.
Xenakis’ Musik ist stark von seinem Interesse an mathematischen und akustischen Gesetzmäßigkeiten geprägt. Aus zufälligen (stochastischen) Phänomenen wie Regen, einer Menschenmasse oder einem Bienenschwarm entwickelte er ab 1954 einen eigenen Musikstil: die stochastische Musik. Darüber hinaus versuchte Xenakis, Verfahren und Erkenntnisse der Spieltheorie, Mengenlehre und der Zahlentheorie in seinen Kompositionen umzusetzen.